Selbst Goethe soll am Grün Donnerstag vor Ostern diese schöne uralte Tradition genossen haben und die Neun ersten Kräuter im Jahr in den Topf geschmissen haben.
Ein wichtiges Kraut in der Volksmedizin und der Tradition einer Frühlingssuppe ist der Gundermann.
Er wird althochdeutsch Gunderebe auch Donnerrebe und Guck durch den Zaun genannt. Doch das Wichtigste zuerst:
Ist Gundermann für Tiere oder Menschen giftig?
Die Pflanzenstoffe des Gundermanns sind für verschiedene Säugetiere giftig, beispielsweise für Pferde. Gleichzeitig haben sie nachgewiesene antibakterielle, entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Sesquiterpene, die in der Pflanze gefunden wurden, sollen auf einige Tumorzellen toxisch wirken. Es gibt beim Menschen keine bekannten Nebenwirkungen, jedoch wurde Glechomin, ein Pflanzenbitterstoff des Gundermanns, noch nicht wissenschaftlich untersucht.
Trotzdem viele seiner Inhaltsstoffe, die aus anderen Heilkräutern gewonnen werden, auch in der Schulmedizin genutzt werden, ist der Gundermann dort ein Unbekannter.
Laut Richard Willfort (Gesundheit durch Heilkräuter 1959) war er Bestandteil einer blutreinigenden Frühlingssuppe, die Alexander von Humboldt jeden Frühling zwei bis drei Wochen täglich gegessen hat.
Humboldts Grünesuppe:
Zwei Handvoll von einer frisch gepflückten Kräutermischung aus Gundermann, Schafgarbenblättern, Gänseblümchen, Brunnenkresse, Kerbelblättern, Brennnessel, und Spitzwegerichblättern unter fließendem Wasser abspülen und mit kaltem Wasser ansetzen. Kurz zum Aufkochen bringen. Die Suppe mit etwas Butter und leicht gebräuntem Mehl arichten. Dazu geröstete Schwarzbrotschnittchen mit Schnittlauch reichen.
Was kann in meine Grüne Suppe?
es eignen sich je nach Vorhandensein und Größe:
- Wiesenbärenklau
- Schafgarbe
- Gundermann
- Gänseblümchenblüten
- Brennnesseln
- Löwenzahn
- Scharbockskraut
- Bärlauch
- Knoblauchsrauke
- junge Buchenblätter und Sprossen
- Weißdornblätter
- Birkenblätter
- Himbeer- oder Brombeerblätter
- und viele mehr
Ein ähnliches Rezept allerdings als Salat findet sich in dem Heilpflanzenbuch des Apothekers M. Pahlow, der zusätzlich Birkenblätter empfiehlt. Dazu schreibt er: »Solche Salate sind in letzter Zeit immer beliebter geworden und werden mitunter sogar vom Arzt empfohlen, weil sie durch leichte Reizwirkung die Aktivität fast aller Körperorgane steigern, was das Wohlbefinden fördert.«
Lies mehr über Ostara, den Gundermann und die Jahreskreisfeste in unserem Buch Zauber der Blütenküche. Natürlich findest du dort auch Humboldts Rezept und viele weitere leckere Wildkräuterideen.
Die Kräuterbüchern des Mittelalters beispielsweise Hildegard von Bingen rühmen ihn bereits gegen Husten und vieles mehr. Donnerrebe soll laut Max Höfler bereits von den alten Germanen verwendet worden sein. Das Vorkommen in antiken Quellen ist umstritten. Paulus von Aiginaim nennt ihn im 7. Jahrhundert vielleicht als Erster.
Während viele Menschen die Art im Garten meist als Unkraut behandeln, fällt eine Sorte mit panaschierten Blättern Glechoma hederacea ›Variegata‹ im Pflanzenhandel auf. Du kannst sie für Kübel, Hängeampeln und als Bodendecker verwenden.
Der wissenschaftliche Name sei eine schlechte Ableitung vom griechischen ›glechon‹, dem Namen für Poleiminze, sagt der Madaus. Gundermann und Minze sind nicht nur verwandt (Lippenblütler), der kleine Tausendsassa enthält auch noch Menthol. Vielleicht deshalb finde ich ihn in Schokolade besonders köstlich.
Und hast du gewusst, dass er um das 16. Jh. vom Hopfen bei der Bierherstellung verdrängt wurde?